Sarasanis lassen sich auf den Firstkanten verbreitern, wodurch ein Zelt mit sechseckigem Grundriss entsteht. Wird der Spitz des Zeltes dann heruntergeklappt, entsteht ein Torus-ähnliches Objekt mit einer sechseckigen Firstkante. Das Wasser des heruntergeklappten Teiles läuft entsprechend zur Zeltmitte, was ein interessantes Problem mit vielen Lösungsmöglichkeiten darstellt.

Ausbauchen der Sarasaniflächen

Die Pyramide eines Sarasanis lässt sich derart verändern, dass die Flächen leicht ausgebaucht werden zu einer konvexen, kegelförmigen Geometrie. Bei gegebener Blachenanzahl bleibt der Umfang des Zeltes konstant, sodass die Spitzen der Pyramide leicht zum Mittelpunkt zurückgezogen werden, um die Ausbauchung zu ermöglichen. Diese Ausbauchung bewirkt dann, dass die Blachen in der Mitte der Fläche eine grössere Distanz zum Boden haben, als jene am Rand – es entsteht eine schöne Bogenlinie, welche perfekt als Eingang oder Ausgang des Zeltes genutzt werden kann.

Modell im Massstab 1:50

Das Pfadi Folk Fest 2025 wünschte sich ein Aufenthaltszelt vor einer Bühne. Geometrisch war somit klar, dass die Diagonalfläche entsprechend stark ausgebaucht werden musste, um genügende Sicht auf die Bühne auch vom Zeltinnern zu ergmöglichen. Im CAD-Modell sahen diese Fläche wunderschön aus, doch würden sie auch in der Realität stimmen?

Auch für dieses Zelt erstellen wir ein Modell im Massstab 1:50, um die Geometrie des Zeltes zu verifizieren. Gleichzeitig konnten wir so mit der heruntergeklappten Innenfläche des Zeltes experimenten, und entdeckten, dass es dort wichtig war, die Übergänge von den First- und Diagonalflächen klar zu definieren mit Tragspannset, um ein Zelt mit korrekter Geometrie zu erhalten.

Zeltstatik: Druckfirste oder Zugfirste?

Um die sechseckige Firstkante zu realisieren, gibt es zwei Möglichkeiten: Ein Druckring auf 9m Höhe, was ein Zelt ohne äussere Abspannungen ermöglichen würde, oder ein Zugring, der an jedem Mast nach aussen gespannt wird und seriös ausgeführt werden muss, damit die grossen Kräfte ins Erdreich abgeleitet werden können. Obwohl ein Druckring statisch die elegantere Lösung wäre, entschieden wir uns aus Ressourcengründen für die Zugring-Variante: Einerseits benötigt man weniger Holz, und andererseits ist die Montage von Zurrgurten viel einfacher und zeitschonender als eine formschlüssige Montage von Rundhölzern in 9m Höhe. Die Nachteile des Zugringes liegen auf der Hand: Ohne massive Abspannungen nach aussen fällt der Ring in sich zusammen. Glücklicherweise hatten wir dieses Problem schon ein paar Jahre zuvor gelöst: Comeback der Totmannanker!

Zwei 5to-WLL-Ketten als Ableitung

Der Zugring des Donut 441 bestand aus 4 Zurrgurten und hatte dadurch ein Work Load Limit (WLL) von 10to. Je nach Windsituation wird das dem Wind ausgesetzte Blachenfeld entweder ins Zeltinnere gedrückt (Winddruckseite), wodurch die beiden nähesten Masten zusammengezogen werden, oder das Feld wird vom Zentrum weggezogen (Windsogseite), wodurch auch diese Masten zusammengezogen werden. Beide Windsituationen resultieren in einem Verdrücken des Ringes zu einer Elipse. Um das zu verhindern, spannten wir den Ring an jedem Mast nach aussen mit total 4 Zurrgurten, auf je 2 Punkte. 1 Punkt war als Totmannanker ausgeführt, der andere als Doppelankerplatte. Um diese Kräfte durch das Zentrum des Zeltes an die andere Zelthälfte weitergeben zu können, montierten wir zudem drei Habegger zwischen den 6 Masten.

441 Blachen

Mit 441 Blachen und 780m2 gedeckte Fläche bietet der Donut vom PFF 2025 Platz für rund 2300 stehende Personen. Mit einer Firsthöhe von nur 9.36m bei einer Eingangshöhe von 3.3m bietet er ein eindrückliches Höhen/Flächen-Verhältnis, was sich als sehr windfestes Zelt manifestiert. Auch die Blachenausnutzungsziffer mit 1.77m2/Blache lässt sich sehen.