Unter dem Motto «Tauch ih – bes debi» fand im Sommer 2021 das Kantonslager der Jubla Luzern statt. Ein Kala des grössten Jubla-Kantones – entsprechend gross war unsere Freude, tatkräftig mitzuwirken. Schnell kam der Wunsch vom OK auf, einen Turm zu haben im Kala. Für uns war klar: Ein langweiliger quadratischer Turm ist eines Kala Luzern nicht würdig. Da muss was Richtiges her!

Inspiriert von «Arielle, die Meerjungfrau» und dem Wasserturm von Luzern entschieden wir uns, einen grossen sechseckigen Turm zu planen mit einer ausgekragten Plattform auf einer Höhe von 12m. Die Treppe sollte grösstenteils innerhalb des Turmes sein, aber selbst nur durch andere Türme erreichbar sein. So entstanden 4 Türme als Zusteiger, die selbst beachtliche 7m hoch sind und zum Hauptturm auf eine Plattform auf 4m Höhe führen. Das 8m hohe Treppenhaus haben wir mit sechs parallel, schräg geschnittenen Treppen realisiert.

Im Planungsprozess, normalerweise ein 1 oder 2-Personen-Prozess, war das halbe Team von Outdoorsolutions involviert: Eine Person kümmerte sich um die Abspannungen und Masten, eine andere Person um die Treppen, zwei Personen um die grosse 12m-Plattform, eine Person um die Zusteiger und Einkleidungen, und ein Schreiner und Feldweibel war auch auf Platz.

Respekt von dem Bauwerk

Bei Bauten dieser Grössenordnung ist eine gründliche Planung und vorsichtiges Arbeiten das A und O. Vieraugen-Prinzip und Redundanz waren uns bei diesem Bau enorm wichtig: Jeder 16m-Mast war sechsfach abgespannt auf individuelle Ankerplatten, und der 2to-schweren Hauptmast war gar zwölffach abgespannt, was einer vierfachen Sicherheit entspricht. Sämtliche Knoten wurden von einer Person geknüpft und von einer anderen Person kontrolliert, und es ist bei jedem Bau eindrücklich, wie viele Fehler dabei aufgedeckt werden. Der Aufbau des Turmes erfolgte dann von unten nach oben, wir begannen also mit der ersten Plattform auf 4m, bauten danach die Treppe ein und zum Schluss die 12m-Plattform. Bei der Arbeit am Seil wenden wir die Sicherungsprinzipien des Industriekletterns an, sprich: Das Seilsystem jeder Person muss über mindestens zwei getrennt voneinander befestigte Seile verfügen.

Kräfte spazieren führen

Statisch interessant am Turm sind die beiden Kraftketten, sogenannte WLL-Ketten: Die erste WLL-Kette startet am Hauptmast auf 16m, geht zu den äusseren Masten, von dort schräg raus an die Pfette, runter zu den äusseren Masten auf 7m, wieder auf den Hauptmast, und entsprechend auf der gegenüberliegenden Seite über den äusseren Masten und Pfette wieder hoch zum Hauptmast. Die zweite WLL-Kette startet direkt unterhalb der 12m Plattform am Hauptmast, geht zu den äusseren Masten, und von dort runter ins Erdreich. Die Befestigung im Erdreich haben wir mit massiven Ankerplatten und Erdnägeln ausgeführt, die eine deutlich höhere Tragfähigkeit als die unseren Platten haben, und die wir von Circus Monti gemietet hatten.

1.5 Wochen Aufbau

Für Outdoorsolutions war der Wasserturm nach einer Pause von fast 2 Jahren wieder der erste Aufbau einer Grossbaute. Entsprechend gross war die Vorfreude, als am Samstagmittag der Lastwagenkran auf die Wiese fuhr, um die sieben Masten aufzustellen. Und entsprechend tief fielen wir zurück in die Realität, als wir zwei Tage später die von Regen komplett durchnässte Wiese nicht mehr mit dem Manitou befahren konnten. Abhilfe schafften selbstgebaute Flaschenzüge aus Doppelseilrollen und Statikseilen, mit denen wir sämtliches Material auf dem Turm hochtransportierten.

Für die Montage der einzelnen Bauteile am Turm produzierten wir viele Teile auf dem Boden und montierten sie dann in der Höhe nur noch an die korrekte Stelle: Für die Treppenwangen liessen wir kleine Dreieckklötze sägen, welche wir vor Ort in der hausinternen Schreinerei an die Balken klebten und schraubten, und die einzelnen Wangen hoben wir dann mithilfe von Flaschenzügen an die korrekten Positionen. Sämtliche Rundhölzer schnitten wir am Boden auf die korrekten Längen und Winkel zu, sägten Überplattungen rein, und zogen sie hoch.

Da wir aus Platzgründen den Turm nicht auf dem Hauptplatz des Kala aufbauten, bauten wir uns direkt neben der Baustelle ein eigenes Helferlager auf. Die Abende mit Lagerfeuer und farbiger Turmbeleuchtung, an denen wir über wichtige und unwichtige Fragen sinnierten, werden uns noch lange in bester Erinnerung bleiben.