Berlinerzelte in jeglichen Grössen sind eines der Markenzeichen von Outdoorsolutions – gleichzeitig haben wir so viele Berliner gebaut, dass eine gewisse Müdigkeit hinsichtlich dieses Zelttypes vorhanden ist, da der Aufbau unterdessen viele Mitglieder in ihrer Komfortzone belässt. Als erste (von vielen geplanten) Berlinervariationen kreierten wir fürs Jublantis (Kantonspfingstlager Jubla Basel) einen Doppelberliner, in dem wir einen Berliner aufschnitten und verlängerten mit zwei geraden Zeltflächen.

Geometrie und Modell im Massstab 1:50

Aufschneiden und verlängern klingt simpel, doch was passiert mit den doppelt gekrümmten Flächen und wie verhalten sich die Blachen dort? Darf die neu hinzugefügte Fläche als gerade Fläche, wie beim einem Firstzelt, modelliert werden? Wie verläuft der Übergang von der gekrümmten Berlinerfläche in die gerade Firstfläche? Delikate Fragen, die sich anhand einer einfachen CAD-Zeichnung, die keine Dehnung der Membrane berücksichtigt, kaum seriös beantworten lassen. Ein Modell muss her! An einem kalten Wintertag erstellten wir ein Modell im Massstab 1:50, um die Geometriefragen zu beantworten. Die Membrane im Modell konnten wir perfekt spannen und einen homogenen Übergang in die Firstfläche realisieren, die Abspannpunkte waren alle korrekt und die Holzlängen passten. Ready fürs Erstellen der Aufbaupläne!

Zeltstatik: 15to-Kraftkette zwischen den Masten

Zelte mit nur einem Mast haben einen statischen Vorteil: Sämtliche Horizontalkräfte kompensieren sich untereinander; sie belasten den Mast nicht und müssen nach einer sorgfältigen Analyse oft nicht weiter beachtet werden. Die Situation beim Doppelberliner ist deutlich anders: Zwei Firstspannset sind am ersten Mast angeschlagen und zwei Firstspannset am zweiten Mast. Die Masten sind 6.6m voneinander entfernt, sodass sich die Horizontalkräfte dieser vier Spannset leider nicht kompensieren. Abhilfe schafft eine Kraftkette: Mehrere Zurrgurte schliessen die Kräfte der beiden Masten kurz und ermöglichen so eine Zugkraftübertragung zwischen den Masten. Damit wir garantiert immer Zug auf dieser Kraftkette haben, spannen wir die Masten mit je zwei Zurrgurten zusätzlich in der Längsachse ins Erdreich ab. Die Situation bei den Firststützen ist ähnlich: die Zugkräfte oben am Masten geben wir über die Kraftkette an den anderen Masten weiter, und die unteren Anschlagpunkte der Firststütze, auf einer Höhe von 2.3m, schliessen wir über einen Druckbalken kurz.

9m langer Tuchbalken

Ein weiteres Highlight des Baus war der knapp 9m lange Tuchbalken aus 100mm x 200mm-Balken, an dem wir sämtliche Blachen und Blachenentlastungen befestigten. Um die Winkel zu sperren und den rechteckigen Tuchbalken nicht zu einem Parallelogramm zu verformen, bauten wir Druckhölzer und Verstrebungszurrgurte ein, die nebenbei auch ein angenehmtes Stehen und Arbeiten in der Höhe ermöglichten. Die Montage und das Hochheben des Tuchbalkens erfolgte mit 4 Habeggern, und wir befestigten den Balken dann mit total 8 Zurrgurten an die beiden Masten.

297 Blachen – geht das noch grösser?

Mit «nur» 297 Blachen und 540m2 gedeckter Fläche bietet der Doppelberliner vom Jublantis Platz für rund 1600 stehende Personen und reiht sich als mittelgrosses Zelt in die Familie der Grosszelte von Outdoorsolutions ein. Der 308er wird sicher noch einen grossen Bruder erhalten 😉