Ein Firstzelt ohne äussere Abspannungen. Was bereits am Gründungsweekend von Outdoorsolutions ein heiss diskutiertes Thema war, war knappe 2 Jahre später Realität: Am Kultur- und Liederfestival (Kulti) 2019 der Jubla erschien der First aller Zelte in seiner vollen Pracht. Das Zelt, beliebig einfach in seiner Geometrie, wurde plötzlich alles andere als einfach in der Planung: Wir brauchten für die Ausbildung der Firstnaht ein Bauteil, das Druck aufnehmen kann, und wie wir die Blachen vernünftig über dieses Bauteil legen können, stand ebenfalls in den Sternen.
Keine äusseren Abspannungen – das bedeutet, dass man die Firstnaht nicht einfach spannen kann, in dem man die Masten nach aussen zieht. Anders als beispielsweise bei den meisten Gruppenzelten von Spatz, Wico und Co, die Zugfirste verwenden und nach aussengespannt werden, führt das bei unserem Zelt dazu, dass der First Druck aufnehmen muss. Somit kann er nicht einfach als Spannset oder Seil ausgeführt werden, sondern muss durch einen Holz- oder Stahlträger ersetzt werden.
Druckfirst mit Rundhölzern
Aus Ästhetikgründen fallen grosse Stahlträger bei unseren Zelten raus. Somit liegt es nahe, diesen Druckfirst als Rundholz auszubilden, und mit den Masten (ebenfalls Rundhölzer) zu verbinden. Ein rechtwinkliger Anschluss eines Rundholzes auf ein zweites Rundholz gehört in die Disziplin des Ingenieurholzbaus und dafür existieren eine Vielzahl von Möglichkeiten. Wir haben uns dafür entschieden, Stahlteile (Balkensattel) herzustellen, welche den Anschluss der beiden Bauteile ermöglichen.
Auch die Abspannungen in die andere Achse des Zeltes mussten unsichtbar sein. Hier entschieden wir uns dafür, die Abspannungen direkt unterhalb der Blachen zu führen und somit die Tragseile (Spannset) unterhalb der Blachen gleichzeitig auch als Mastabspannungen zu verwenden. Um das Prinzip der Redundanz zu gewähren, wurden die mittigen Masten mit 6 Spannset abgespannt. Gemeinsam mit den Firsthölzern ergeben sich so 8 Abspannpunkte pro Mast.
Die Zeltmembrane (Blachen) ist – wie bei allen unseren Zelten – statisch von der Unterkonstruktion getrennt. Bei einem kleinen 8er-Spatz ist dies beispielsweise nicht der Fall – wenn der Zeltstoff reisst, so stürzen die Stangen ein. Bei der Trennung von Zeltstatik und Membrane sieht die Situation anders aus: Bei einem Riss der Membrane (Blachen) hält die Unterkonstruktion weiter und stürzt nicht in sich zusammen. Mit den beschriebenen Spannset haben wir die Unterkonstruktion sauber abgespannt, sodass wir die Blachen schlussendlich wie eine Haut über die Spannset legen können.
Befestigung der Blachen und saubere Firstkante
Die Befestigung der Blachen war nicht trivial – ein einfaches «über den First reissen» schlossen wir aus, denn einerseits ist das Rundholz voller Harz und andererseits würde das Rüberreissen die Zeltblachen beschädigen. Zudem müssen wir die obersten Blachen sowieso entlasten, so wie wir das auch bei anderen Zelten (siehe z.B. Berliner) machen. Die Lösung ist elegant und simpel: Wir legen die Blachen nicht über das Rundholz, sondern wir teilen die Blachen in der Mitte und ziehen zwei separate Seitenteile hoch. 0.5m oberhalb des Druckfirstes spannen wir von Mast zu Mast beidseitig je ein Spannset, und befestigen daran die Blachen.
Nun ist das Zelt in der Mitte noch offen. Um es zu schliessen, befestigen wir an der einen Seite einen Blachenlappen, und legen ihn über die Mitte (über eines zusätzliches Seiles) und spannen ihn an der anderen Seite mit dünnen, schwarzen 6mm-Schnüren am Zelt entlang auf den Boden.
Platz für 1500 Personen
Der First vom Kulti 2019 hatte insgesamt 390 Blachen in einem Winkel von 45°. Mit diesem Winkel lässt er sich elegant zuknöpfen und aufgrund der hohen Neigung ist er garantiert wasserdicht. Er bot eine Fläche von rund 520m² und bot somit 1500 locker stehenden Personen Platz. Ausgestattet mit Bühne und Bar war er als Zeltbühne bestens geeignet, ein unvergessliches Erlebnis zu bieten!