Welcher Jublaner, Pfadfinder oder Cevianer kennt den Berliner nicht? Bekannt als warmes Schlafzelt, bestehend aus 8 Zelttüchern (Militärblachen), hat er so manche mehrtätige Wanderung in ein Highlight verwandelt. „Den kann man auch in GROSS bauen!“, dachte wir von Outdoorsolutions und begann, die Geometrie des Berliners zu entschlüsseln.

Charakteristisch für Grosszelte aus Zelttüchern ist die Fähigkeit der Skalierung: Du kannst ein Firstzelt sowohl mit zwei Blachen wie auch mit 200 Blachen erstellen, ohne die geometrische Grundfigur zu verändern. Die unterschiedlichen Figuren sind ähnlich zueinander. Das bedeutet, dass du eine neue Zeltgrösse durch Strecken (Skalieren) einer anderen Zeltgrösse realisieren kannst. Der Schlüssel für ein neues Grosszelt ist daher immer, eine skalierbare geometrische Grundfigur zu entwickeln.

Geometrie

Und genau darin liegt die Schwierigkeit: Beim Berliner wissen wir, dass die Höhe in der Mitte 3 Zeltstangen beträgt und die Aussenpfosten 2 Zeltstangen hoch sind. Weiter wissen wir, dass der First genau eine Blache lang ist. Alles Weitere ist reine Gefühlssache: Wir spannen die Aussenpfosten so stark, bis der First gut federt. Die Neigung der Aussenpfosten stellen wir ein, indem wir am Zelt ziehen, bis das Tuch schön aussieht. Die Heringe stecken wir dort in die Erde, wo es passt, sodass die Kanten sauber gespannt sind. Das funktioniert mit 8 Blachen hervorragend – den meisten Lesern dürfte klar sein, dass das mit 200 Blachen nicht mehr funktionieren wird. Wir müssen daher analytischer vorgehen – doch wie lässt sich die geometrische Form eines Berliners berechnen?

Doppelt gekrümmte Flächen und Höhenverhältnis von weniger als 2/3

Die Herleitung der Geometrie des Berliners ist nicht ganz trivial. Geometrisch handelt es sich beim Berliner um ein Zelt mit doppelt gekrümmten Flächen, sodass sich – anders als z.B. bei einem Sarasani oder Kegelzelt – bei einem Schnitt durch das Zelt keine gerade Schnittlinie ergibt. Dies gestaltet die Berechnung der korrekten Geometrie aufwendig. Anhand des Berliners mit Kantenlänge 1 Blache lassen sich diverse Bedingungen aufstellen, wodurch sich die Geometrie bestimmen lässt. Die Herleitung der Geometrie soll an anderer Stelle in der Zukunft auf dieser Homepage erfolgen, doch lässt sich sagen: Sie ist möglich und mit ein paar Tricks ergeben sich wunderschöne Zelte im CAD 😉

Modell im Massstab 1:50

Als nächster Schritt nach den CAD-Zeichnungen, erstellten wir Modelle im Massstab 1:50. Anhang von Modellen liessen sich viele Aufbaudetails klären und Verbesserungen bei den Abspannungen umsetzen. Sobald wir mit dem Modell zufrieden waren, erstellten wir die Pläne für den Aufbau.

Vom Modell zur Realität

Am 16. Mai 2018 war es dann so weit: fürs kantonale Pfingstlager der Jubla Kanton Solothurn bauten wir einen Berliner mit 340 Blachen auf. Die trockene Fläche betrug 620 m2. Die Mittelstange des Berliners hatten wir durch einen 12m hohen begehbaren Turm ersetzt. Insgesamt hatten wir über 2km Seile verbaut und 140 Erdanker eingeschlagen.

Berliner von Kantenlänge 1 bis 12 Blachen

Nach dem KaPfiLa der Jubla Solothurn haben wir Berliner in allen Grössen aufgebaut mit Kantenlängen von 1 bis 12 Blachen – mit und ohne Boden, mit einem einzelnen Masten, Turm oder gar fliegend ohne Masten. Als Abschluss der Reise kann vorläufig die Berlinerfamilie vom Jubla Viva (kantonaler Grossanlass Jubla Aargau) betrachtet werden: Sieben Berliner mit einer Gesamtzahl von 1024 Blachen prägten das Erscheinungsbild dieses Anlasses. Der Berliner512 ist mit seinen 896 Quadratmetern trockene Fläche das grösste Zelt, das wir bisher gebaut haben, und eines der grössten Blachenzelte, das je gebaut wurde.

Falls du am Entwicklungsprozess des Berliners interessiert bist, bist du hier richtig.